Wie alle Kunstschaffenden unserer Zeit, befinde auch ich mich im Spannungsfeld zwischen klassischen und digitalen Medien. Was mich sowohl thematisch beschäftigt und Bestandteil meines Schaffens ist, als auch, methodisch immer wieder auf neue Herangehensweisen bringt. Mich interessiert hierbei besonders die visuelle Wahrnehmung und die Authentizität eines Bildes.
Kontra-Bildwelt – Wahrnehmung der Bilder im digitalen Zeitalter
Die Flut der Schnappschüsse und Werbefotografien, die wir in unserem Alltag ausgesetzt sind, ist enorm. Zudem verfolgen die meisten dieser Bilder einen Zweck. Alles schreit nach Aufmerksamkeit im Namen der Werbewirksamkeit.
Diese Bilderflut und die Geschwindigkeit, in der wir diese konsumieren, verändert unweigerlich die visuelle Wahrnehmung. Die Konsumbilder der visuellen Kommunikation ist Bestandteil auch meiner Lebenswelt. Es gibt kaum mehr Freiraum für eigene Interpretationen. Und so vergisst man, sich in einem Bild zu vergessen, um sich darin wiederzufinden.
Mein Ansinnen ist es, Bildwelten zu erstellen, die einen Kontrast zu den leicht konsumierbaren und oft inhaltlich eindimensionalen Medienbildern bilden. Dies auch dadurch, dass sie sich dem Betrachter erst durch längere Wahrnehmungsdauer erschliessen und somit dessen Bild-Wahrnehmung verändern. Sozusagen Slow-art, die ein Eintauchen in das Bild ermöglicht – eine visuelle Einkehr. Ein gemaltes Bild, das dies auf diese Art Vieles auszudrücken vermag, hat in diesem Kontext seinen eigenen Reiz. In ihm wohnt eine Ruhe inne, die wohltuend wirkt. Denn es will nichts. Keine Bedürfnisse schaffen und befriedigen. Nichts verschönern, verheissen oder verkaufen. Sie lässt vielmehr Freiräume. Raum, in dem Gedanken ihren Lauf nehmen und einen mit nimmt auf eine Reise zu eigenen, inneren Bildern.
Die Bildhaftigkeit und Gegenständlichkeit eines Sujets und deren Art der Darstellung, steht dabei in einem engen Zusammenhang mit den, mit ihm verbundenen Assoiationen und Symbolcharakter, Parameter, sie dem Bild eine tiefere Ebene, als einer blossen Abbildung von Realität verleihen.
Interdisziplinäre Methodik – Einmal analog-digital und zurück
Dass ich mir die digitalen Werkzeuge zu nutzen mache ist eine logische Folge der sich gegenseitig befruchtenden Arbeit als Illustratorin/visuelle Gestalterin und Künstlerin. Zeichnungen und Skizzen entstehen nicht nur auf Papier und im Buch, sondern auch am Tablet und im Computer. Mit dem iPen habe ich gleich eine Vielzahl von digitalen Pinseln, Stiften und anderen Werkzeugen zur Hand, die ich nach belieben verändern kann. Auch hier lege ich, wie beim Malen, Schichten aus deckender oder halbtransparenter Farbe übereinander. Ich kann so verdichten und vereinfachen, Farbvarianten erstellen, sowie experimentieren mit Form und Komposition. Am Ende entsteht immer ein reproduzierbares Bild aus Pixeln, transportabel auf diverse Untergründe und sogar Gegenstände. Diese Bildidee dient mir als Vorstudie zum eigentlichen Gemälde.
Der Prozess des Malens verändert das Sujet und die Bildstimmung erneut, da beim Malen andere Gesetzmässigkeiten gelten. Es entsteht eine Adaption mit eigener Dynamik. Malerei mit Farbe und Leinwand ist unersetzbar durch das Pixelbild. Ein gemaltes Bild ist durch seinen Charakter der Stofflichkeit, der ihm eigenen Haptik und dem Duktus der Pinselführung einzigartig und durch ein digitales Bild nicht zu ersetzen. Vielmehr, so scheint es mir, heben die digitalen Bilder die Sinnlichkeit und Sinnhaftigkeit des gemalten Werkes hervor. Denn in ihm wohnt die stoffliche Einzigartigkeit des im Moment des Erschaffenen inne.
Digitale Skizze
zu Gemälde
Analoge Skizze
zu Gemälde
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