Figürliche Arbeiten - Figur sucht Identität

Bei den figürlichen Arbeiten geht es um die Identität der fiktiven Figur. Dabei setze ich mich unweigerlich mit der Frage auseinander, was eine authentische Persönlichkeit ausmacht.

Eine Figur ist sozusagen eine erdachte oder erfundene Identität. Als Schriftsteller erfindet man Figuren als Stereotypen für eine bestimmte Art von Mensch und lässt diese innerhalb eines Erzählstranges agieren und interagieren. Im Gegensatz dazu erzeuge ich ein Abbild der erdachten Figur und vermittle durch den visuellen Reiz eine Idee der Persönlichkeit dahinter.

Subjekt und Abbild

 

Das Verhängnisvolle an Bildern von Personen ist die oft unzureichende Differenzierung zwischen Subjekt und Abbild, da dies uns als Persönlichkeit nur bruchstückhaft wiedergibt. Das Bild wird in den Medien mit Identität einer Person gleichgesetzt. So setzten wir in sozialen Netzwerken Bilder von uns ein, die uns repräsentieren. Diese Bilder haben aber lediglich Symbolcharakter. So wirken wir im wahren Leben durch unsere Gestik, dem Klang unserer Stimme oder auch der Art, wie wir unseren Humor zum Ausdruck bringen oft anders.

Die nicht visuellen Aspekte, lassen sich schlicht durch ein Abbild von uns nicht wiedergeben.

 

Und doch kann ein treffendes Abbild eine Ahnung des Kerns einer Persönlichkeit transportieren.

Und dies, faszinierenderweise, bloss mit ein paar wenigen Linien auf einem schlichten Papier.

 

Figur sucht Identität

Identität sei das, was andere einer Person zuschreibt. Etwas, was gestiftet werden muss. Wir scheinen den Begriff oft mit Identifizierung zu verwechseln, da dies viel besser beschreibe, dass damit etwas von aussen gemachtes gemeint ist.

 

 

Identität im eigentlichen Sinne ist also die Persönlichkeit die wir ohne Klassifizierung von Aussen sind. Daher ist die Frage nach der Identität, die für meine Arbeit von Interesse ist, eigentlich eine, nach der authentischen Persönlichkeit einer Figur. Ein Bild von einer Person kann ein inneres Bild in uns abrufen. Was mich beim Erschaffen von Figuren interessiert ist ebendieses Erahnen. Das zu erkennen glauben.

Die Kraft der Interpretation

Wenn wir jemanden kennenlernen, entscheiden wir sehr schnell, ob uns jemand als Mensch interessiert oder nicht. Wir erahnen das dahinter. Oder wir vermuten etwas, was wir dahinter zu sehen glauben. Vieles, was wir in dem Anderen sehen ist also Interpretation oder gar Projektion. Das spannende ist, das dies auch bei einem Abbild einer erdachten Person geschieht. Einer fiktiven Figur aus ein paar Strichen. Es liegt in unserer Veranlagung. Schon ein Baby erkennt in einem Bild, bestehend aus zwei Punkten und einem u-förmigen Strich darunter ein Gesicht. Es interpretiert und lächelt zurück.

 

Die Zeichnung ist ein ideales Mittel, um die Grenzen dieser Interpretation durch Reduktion der Striche auszuloten.